Deutscher Doppeldecker-Zug mit dem Zeichen eines Rollstuhlfahrers

Barrierefreies Reisen – Tipps für alle Verkehrsmittel

Menschen mit Handicap können ein Lied davon singen: Noch immer fehlen Aufzüge an vielen Bahngleisen, Sehenswürdigkeiten sind kaum zu erreichen, Treppen verstellen an zahlreichen Stellen den Weg. Schaut man genauer hin, hat sich in den letzten Jahrzehnten jedoch einiges getan, um Menschen mit Gehbehinderung und Rollstuhlfahrern auch auf Reisen immer mehr Mobilität zu ermöglichen. Wir stellen verschiedene Verkehrsmittel zum barrierefreien Reisen vor und geben einen Überblick über die jeweiligen Vor- und Nachteile. Beachten Sie außerdem unsere Checkliste für die Planung einer barrierefreien Reise.

Planen Sie vorab: Besonderheiten beim barrierefreien Reisen

„Einfach los“ geht nicht. Verlässt man die bekannte Umgebung des Heimatortes und begibt sich auf Reisen, so stellen nicht nur Treppen immer wieder Barrieren dar, die eine Reiseroute plötzlich stark beeinflussen können.

Daher: Planen Sie jedes Teilstück Ihrer Reise! Wählen Sie Ihr Transportmittel mit Bedacht und unter Berücksichtigung Ihrer persönlichen Situation sowie der Länge der Fahrstrecke, Bequemlichkeit und der Kosten.

Viele Bahnhöfe und Flughäfen listen auf ihren Websites detaillierte Infos zur Barrierefreiheit auf. Oftmals sind Fahrstühle auf einem Lageplan online eingetragen, sodass ein perfekter Weg schon vorab gewählt werden kann. Meist werden auch Ansprechpartner für konkrete Fragen oder Hilfestellungen auf den Seiten benannt.

Auch für den öffentlichen Nahverkehr finden Sie im Online-Service vieler Städte vorab Informationen über barrierefreie Zugänge.

Informieren Sie sich jetzt und erfahren Sie mehr zu barrierefreien Übernachtungsmöglichkeiten. 
 

Mehr zu barrierefreien Unterkünften

Barrierefrei reisen mit dem PKW

Das eigene Auto ist für viele Menschen unerlässlich. Nicht immer ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel möglich und gerade beim Reisen möchte niemand gern Kompromisse eingehen.

Menschen mit Handicap profitieren hier von behindertengerechten Autos, mit denen sie entweder selbst fahren oder mitfahren können: Möglich machen es technische Anpassungen wie Einsteighilfen für Rollstuhlfahrer oder mit der Hand bedienbare Pedale.

Spezialisierte Umrüster bieten die nötigen Umbauten für fast jede Art der Behinderung an.

Mit dem eigenen Auto sind Sie relativ unabhängig, tragen aber auch selbst die Verantwortung für sich, Ihre Hilfsmittel und Ihr Fahrzeug. Daher: Planen Sie Ihre Reise so detailliert wie möglich, vom Tankstopp bis zum behindertengerechten Parkplatz am Ziel.

Tipp

Eine barrierefreie Reise muss sorgfältig geplant werden. Mit dieser Checkliste fällt die Planung viel leichter!

Zur Checkliste barrierefreies Reisen

4 Tipps für die barrierefreie PKW-Reise

  • Organisieren Sie frühzeitig eine Begleitperson bzw. Fahrer oder Fahrerin.
  • Nutzen/leihen Sie einen PKW mit genügend Platz für Gepäck und Hilfsmittel.
  • Vergessen Sie Ihren Behindertenausweis nicht.
  • Klären Sie vorab die Parkplatzsituation am Ziel und an Tankstellen/Raststätten.

Barrierefrei unterwegs mit dem Behindertenfahrdienst

Eine Dienstleistung der besonderen Art sind die Behindertenfahrdienste der Städte, Gemeinden und Träger der freien Wohlfahrtsverbände. Diese richten sich an Menschen, die wegen ihrer Behinderung weder öffentliche Verkehrsmittel noch ein Taxi benutzen können. 

So fahren diese in speziell auf Mobilitätseinschränkungen ausgerichteten Fahrzeugen Menschen nicht nur zur Arbeit oder zum Arzt, sondern auch zu Freizeitaktivitäten, Veranstaltungen und kleinen Ausflügen.

Erkundigen Sie sich diesbezüglich bei Ihrer Stadt oder anderen regionalen Trägern wie dem Deutschen Roten Kreuz.

Der Bus als Verkehrsmittel zum barrierefreien Reisen

Seit einigen Jahren sind Fernbusse ein allseits beliebtes und vor allem günstiges Transportmittel. Für mobilitätseingeschränkte Menschen allerdings stellen viele der Anbieter noch keine Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln dar.

Der Grund: Seit Januar 2016 haben die Busunternehmen zwar dafür Sorge zu tragen, dass jedes Neufahrzeug barrierefrei ausgestattet ist und über mindestens zwei Rollstuhlstellplätze verfügt. Altfahrzeuge müssen diese Anforderungen aber erst ab dem 1. Januar 2020 erfüllen. Das bedeutet, dass Rollstuhlfahrer immer noch in den meisten Bussen weder Platz finden, noch die Toilette benutzen können. Zudem sind, von Ausnahmen wie in Hamburg, Essen, Mannheim oder Pforzheim abgesehen, die zentralen Omnibusbahnhöfe nicht barrierefrei angelegt.

Busse im öffentlichen Nahverkehr sind dagegen fast überall mit Rollstuhlstellplätzen ausgestattet und somit ein geeignetes Verkehrsmittel zum barrierefreien Reisen. Der Ein- und Ausstieg erfolgt durch eine mechanische Klapprampe und eine Absenkmöglichkeit des Fahrzeugs. So ist in der Regel gerade an großstädtischen Haltestellen ein Ein- und Ausstieg mit Hilfe einer weiteren Person möglich. Erhöhte Bordsteine gibt es zudem immer häufiger, sodass ein Einstieg noch einfacher und oft ohne Hilfe möglich wird.

Barrierefrei unterwegs mit der Bahn

Die Deutsche Bahn entwickelt zunehmend verlässliche Verkehrsmittel zum barrierefreien Reisen und bietet verschiedene Services und Betreuungsangebote für Ihre Reise. Es gibt eine extra Kontaktstelle für Behindertenangelegenheiten sowie die Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ). Dort stehen mobilitätseingeschränkten Menschen kompetente Ansprechpartner zur Verfügung, die bei der Reiseplanung und -buchung unterstützen. Das MSZ ist täglich von 6.00 Uhr bis 22 Uhr für Sie unter der Nummer 0180 6512512 erreichbar. Lesen Sie mehr zu diesem Thema in unserem Interview mit der Deutschen Bahn.

Tipp

Menschen mit Gehbinderungen erhalten bei der Deutschen Bahn zudem Vergünstigungen, können Strecken teilweise kostenlos fahren oder eine Begleitperson kann gratis mitreisen.

Beispiel:
Als Behinderter mit Schwerbehindertenausweis erhält man die Bahncard 50 zum halben Preis.

7 Tipps für die barrierefreie Bahnreise

  • Planen Sie im Voraus Ihre Ein-, Um- und Ausstiegsmöglichkeiten.
  • Informieren Sie sich über Helfer bei Ein-, Um- und Ausstieg, kontaktieren Sie die Deutsche Bahn.
  • Die Deutsche Bahn bietet einen Gepäcktransport von Tür zu Tür, der das Reisen sehr erleichtert.
  • Buchen Sie vorab behindertengerechte Sitzplätze oder Stellflächen.
  • Nicht alle Züge und Bahnhöfe sind mit behindertengerechten Toiletten ausgestattet. Informieren Sie sich vor der Reise bei der Mobilitätszentrale oder online.
  • Melden Sie eine Begleitperson an, um die eventuelle Möglichkeit der Gratis-Mitfahrt zu nutzen.
  • Erfragen Sie vorab beim Mobilitätsservice, ob Ihre Bahn über Einstiegshilfen wie Rollstuhlrampe verfügt.

Öffentliche Verkehrsmittel zum barrierefreien Reisen: Das Flugzeug

Fluglinien sind sehr um ihre Gäste mit Behinderungen bemüht. Bei vielen Fluggesellschaften werden spezielle Betreuungsservices angeboten. Diese können bis zu 48 Stunden vor Reiseantritt gebucht werden. Dazu zählen:

  • Fahrservice im Flughafen
  • Rollstuhlservice
  • Früher Einstieg ins Flugzeug

Informationen zum barrierefreien Reisen finden Sie auch bei auf den Websites der einzelnen Fluggesellschaften. Einige Links haben wir hier für Sie zusammengestellt:

5 Tipps für die barrierefreie Flugreise

  • Organisieren Sie Ihre Reise von Tür zur Tür, inklusive der Transfers zum und vom Flughafen.
  • Informieren Sie Ihr Reisebüro und besonders die Fluggesellschaft über Ihre eingeschränkte Mobilität.
  • Buchen Sie Hilfeleistungen am Flughafen, wie beispielsweise einen Transport per Rollstuhl bis 48 Stunden vor Abflug.
  • Treffen Sie mit ausreichend Zeit vor dem Abflug am Check-In an und melden Sie sich am Sonderbetreuungsschalter, wenn vorhanden.
  • Planen Sie genügend Zeit für alle Stationen Ihrer Reise ein.

Achtung: Hinweis zum Transport von Rollstühlen im Flugzeug

  • Elektrorollstühle mit Trockenbatterie werden bei abgeklemmter Batterie befördert. Die Batteriepole müssen isoliert werden und die Batterie fest auf dem Rollstuhl montiert sein.
  • Nicht befördert werden Elektrorollstühle mit nicht auslaufsicherer Nassbatterie.
  • Beachten Sie bei Ihrer Anfrage: Der Transport von eigenen Rollstühlen muss für den Reisenden kostenfrei sein. Privatrollstühle werden fast immer im Frachtraum befördert.

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