Pflege durch Angehörige – Tipps und Tricks für pflegende Angehörige

Die Internetseite „Pflege durch Angehörige“ wurde 2013 von Otto Beier ins Leben gerufen. Hier finden sich umfangreiche Informationen und Beiträge für alle Betroffenen im Pflegebereich, also vor allen Dingen pflegende Angehörige oder auch professionelles Pflegepersonal, aber auch für zu pflegende Personen.

Otto Beier ist selbst pflegender Angehöriger und weiß, was für Pflegende wichtig ist und wo noch zu wenig aufgeklärt wird. Er weist seine Leser immer wieder auf Möglichkeiten hin, welche Leistungen den Pflegebedürftigen zustehen und noch in Anspruch genommen werden können.

Die Seite „Pflege durch Angehörige“ ist dabei nicht nur für „Pflegeanfänger“ geschrieben. Es gibt immer wieder Fälle, in denen Angehörige seit vielen Jahren in der häuslichen Pflege betreuen, und immer noch nicht alle Möglichkeiten von Zuschüssen oder Leistungen in Anspruch nehmen. Das Pflegegesetz ist zum einen sehr umfangreich und zum anderen hat man als Pflegender meist einfach nicht die Zeit, sich durch alle Paragraphen zu kämpfen. Genau hier setzt die Seite an und bietet Betroffenen praktische Hilfestellungen und „Insidertipps“ in kompakten und leicht verständlichen Beiträgen.

Otto Beier betreibt gemeinsam mit seiner Frau den Blog „Pflege durch Angehörige“. Im privaten Umfeld erlebte und betreute er selbst mehrere Pflegefälle. Auf seiner Internetseite gibt er Erfahrungswerte weiter und möchte so pflegende Angehörige unterstützten.

Der Treppenlift-Ratgeber.de sprach mit Otto Beier zu seiner Seite „Pflege durch Angehörige“ und zum Umgang mit Pflegefällen in der Familie.

Treppenlift-Ratgeber: Aus welchen Beweggründen ist die Seite „Pflege durch Angehörige“ entstanden?

Otto Beier: Wir – meine Frau und ich – haben zwischenzeitlich den 4. Pflegefall im direkten persönlichen Umfeld, den wir betreuen. Beim ersten Pflegefall haben wir alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Wir haben wirklich nichts ausgelassen:

  • Pflegestufe beantragt – und von der Pflegekasse abgelehnt bekommen
  • Hilfsmittel beantragt – und von der Pflegekasse abgelehnt bekommen.

Egal was wir einreichten, nichts wurde genehmigt. Rückblickend wissen wir, dass wir alles falsch gemacht haben, was man nur falsch machen konnte.

Das Beantragen der Pflegestufe wurde nicht richtig begründet. Dass es sinnvoll ist, einen Widerspruch einzulegen, auf die Idee kamen wir erst gar nicht. Als dann noch ein wichtiges Hilfsmittel abgelehnt wurde, griffen wir zum ersten Mal zum Telefon. Die Sachbearbeiterin der Pflegekasse war sehr nett und hat uns dann erklärt, WARUM wir das Hilfsmittel nicht bekamen. Auch hier war der Antrag falsch. Sie hat uns dann Auskunft darüber gegeben, WIE wir den Antrag richtig formulieren müssen.

Mittlerweile haben wir Routine. Wir wissen, wo wir Hilfe bekommen und welche Anlaufstellen es gibt. Aber das war ein langer und beschwerlicher Weg. Wir wollten nicht, dass es anderen auch so geht wie uns. Deshalb habe ich mich im Oktober 2013 entschlossen, die Internetseite www.pflege-durch-angehoerige.de ins Netz zu stellen, um dort meine Erfahrungen an andere Betroffene weiterzugeben.

Treppenlift-Ratgeber: Was ist Ihnen hieran besonders wichtig? Was bedeutet die Seite für Sie persönlich?

Otto Beier: Die Seite ist mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Sehe ich doch, wie es anderen pflegenden Angehörigen genauso ergeht wie uns. Grundsätzlich sind mir drei Dinge ganz besonders wichtig:

1.)  Die Informationen so kompakt wie möglich an die Pflegenden weiter zu geben. Deshalb sind meine Beiträge kurz und knapp geschrieben. Denn Pflegende haben keine Zeit, blumige Beiträge mit vielen Worten und wenig Inhalt zu lesen.

2.)  Darüber zu informieren, welche Zuschüsse und Leistungen den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen zustehen. Aus Unwissenheit werden viele Leistungen nicht abgerufen. Da waren wir keine Ausnahme.

3.)  Dass ich die Informationen für die Pflegenden alle kostenlos zur Verfügung stellen kann. Denn Pflege ist schon sehr teuer, da wollte ich für meine Leistungen nicht auch noch Geld verlangen. Alle, die mögen, können sich auch meinen kostenlosen Newsletter bestellen. Dann erhalten sie die neuesten Beiträge immer gleich frisch aus der „Druckerpresse“.

Treppenlift-Ratgeber: Was für Beiträge und Themen findet man auf „Pflege durch Angehörige“?

Otto Beier: Das Angebot ist breit gefächert und wird immer noch weiter ausgebaut. Wir sehen ja auch bei uns, welche Fragen zur Pflege wieder neu auftauchen. Und da geben wir dann unsere Erfahrungen gleich mit weiter. Hauptthemen sind natürlich:

  • Weitergabe von „Insidertipps“ wie z.B., dass die Pflegekasse die Stromkosten für elektrisch betriebene Hilfsmittel übernehmen muss.
  • Informationen über Zuschüsse, Fördermittel usw.
  • Das Beantragen von Pflegegraden und Hilfsmitteln sowie das Widerspruchsverfahren bei einem abgelehnten Pflegegrad oder Hilfsmittel.
  • Fehler, die beim Beantragen von Pflegegraden und Hilfsmitteln vermieden werden sollten.
  • Wichtige Anlaufstellen und Ansprechpartner als kompakte Übersicht.
  • Das neue Pflegegesetz mit den neuen Pflegeleistungen und Pflegegeld.
  • Das neue Begutachtungssystem des MDKs (Medizinischer Dienst der Krankenkasse).
  • Fehler, die bei der MDK-Begutachtung vermieden werden sollten.
  • Wissenswertes über das Beantragen eines Schwerbehindertenausweises.
  • Checklisten und Musterbriefe.
  • Uvm.

Treppenlift-Ratgeber: Wird eine geliebte Person zum Pflegefall, so ist dies für Angehörige oft nicht einfach. Wie können Betroffene am besten hiermit umgehen?

Otto Beier: Das ist tatsächlich ganz schwierig und hängt von vielen Faktoren ab. Pflegende sollten sich aber immer Hilfe und Unterstützung nehmen, denn die meisten werden ja völlig unvorbereitet mit dem Thema Pflege konfrontiert. Pflegedienste und Pflegestützpunkte können als erstes gute Anlaufstellen in puncto Beratung sein.

Vieles ist aber auch von der Art der Erkrankung abhängig. Wurde zum Beispiel bei einem Partner eine beginnende Demenz festgestellt, ist es wichtig, über die Erkrankung Bescheid zu wissen. Hier helfen Schulungen oder Selbsthilfegruppen weiter, die zum Beispiel über folgende Fragen aufklären: Wie ist der Verlauf der Erkrankung? Was kommt auf uns zu? Welche Medikamente bringen Erleichterung oder gar einen Stillstand? Aber auch: Was können wir noch gemeinsam erleben und miteinander genießen?

Treppenlift-RatgeberWelche Tipps und Erfahrungswerte können Sie pflegenden Angehörigen mit auf den Weg geben? Gibt es etwas, was Ihnen hier besonders am Herzen liegt?

Otto Beier: Tritt ein Pflegefall in einer Familie ein, ist dies in der Tat nicht einfach. Von einem Tag auf den anderen kann sich das ganze Familienleben verändern. Deshalb ist es wichtig, sich mit der veränderten Situation auseinander zu setzen und so zu planen, dass der pflegebedürftige Mensch so optimal wie möglich versorgt wird.

Aber auch die Pflegenden müssen an sich selbst denken. Denn nur wer gesund ist, kann auch einen Angehörigen pflegen. Niemand sollte sich davor scheuen, Hilfe in Form von Verhinderungspflege, Tagespflege oder Kurzzeitpflege in Anspruch zu nehmen, um selbst für sich eine Auszeit nehmen zu können. Die Pflege sollte auch nicht unbedingt nur auf den Schultern einer Person lasten. Andere Familienmitglieder sollten die Hauptpflegeperson immer wieder mal entlasten. Pflegende Angehörige sollten auf alle Fälle ihre sozialen Kontakte nicht abbrechen sondern weiterhin so gut wie möglich erhalten und pflegen.

Treppenlift-Ratgeber: Herr Beier, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben!

Otto Beier: Danke, ich habe mich sehr gefreut. Auch ich möchte mich dafür bedanken, dass ich hier an dieser Stelle meine Seite vorstellen konnte und somit dem einen oder anderen mit meinen Beiträgen helfen kann.

Die Internetseite „Pflege durch Angehörige“ mit zahlreichen Tipps und Tricks sowie weiterführenden Informationen finden Sie unter:

www.pflege-durch-angehoerige.de

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